ITA WEGMAN THERAPEUTIKUM

IM RUDOLF STEINER HAUS FREIBURG

Ita Wegman

Ita Wegman wurde am 22. Februar 1876 in Parakanteros auf Java (Indonesien) geboren, machte in Haarlem und Berlin Ausbildungen zur Gymnastiklehrerin und -therapeutin, ehe sie Medizin studierte. Als praktische Ärztin und Fachärztin für Frauenheilkunde ließ sie sich 1917 in eigener Praxis in Zürich nieder und führte ab 1919 mit einer Kollegin eine «Genossenschaft Privatklinik», ehe sie im Juni 1921 das Klinisch-therapeutische Institut Arlesheim eröffnete.

Bereits in Zürich hatte Ita Wegman mit Beratung Rudolf Steiners onkologische Patientinnen mit einem injizierten Mistelpräparat behandelt, positive Therapieverläufe gesehen und dokumentiert. Diese und viele weitere Behandlungsweisen, auch im kunsttherapeutischen Bereich, wurden in Arlesheim unter ihrer Führung und mit Hilfe Rudolf Steiners von der Klinikgemeinschaft weiterentwickelt.  Rudolf Steiner vertraute Ita Wegman auf der Weihnachtstagung der Anthroposophischen Gesellschaft 1923/24 die Leitung der medizinischen Hochschulabteilung (Sektion) der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft an und nahm sie in den Vorstand der Gesellschaft auf. Er arbeitete eng mit ihr zusammen, auch in spiritueller Hinsicht, und nannte sie „meine liebe Freundin und Mitarbeiterin auf medizinischem und auf sonstigem geistesforscherischem Gebiet, auf dem Gesamtgebiete der Geistesforschung(London, 28.8.1924).

Die medizinische Sektion baute Ita Wegman ab 1924 mit weltweiter Ausstrahlung auf, unter Einschluss der anthroposophischen Heilpädagogik.  Sie inspirierte unzählige Menschen mit ihrem «Mut des Heilens» (Steiner) und ihrer Weltaufgeschlossenheit und -erfahrenheit, organisierte Ausbildungswege und Fachfortbildungen, erste anthroposophisch-medizinische Zeitschriften, Forschungsaktivitäten und eine internationale Kommunikation, weitere Klinik- und Praxisgründungen und ein erstes, multiprofessionelles Therapeutikum in Berlin. „Von Herzen unterstützte sie jede neue Initiative und stets ermunterte sie die Menschen dazu, wirklich zu tun, was sie tun wollten. Sie respektierten den Willen anderer und bezweifelte nie, dass sie das richtige täten. Sie pflegte zu sagen: Jeder, der strebt, ist mein Freund. Sie strömte ihre Liebe allem zu, was Zukunftsmöglichkeiten barg. Sie akzeptierte die Tatsache, dass Menschen Fehler machen können … Dr. Wegmann vertraute darauf, dass uns geholfen wird, wenn wir erst einmal begonnen haben; sie sagte immer: Im Tun neigen sich die Götter.“ (Liane Collot d’Herbois)

Den Nationalsozialismus durchschaute Wegman schon vor der «Machtergreifung» 1933 – und rettete in der Folge viele Menschenleben, half Jüdinnen und Juden bei der Emigration aus Deutschland, schützte die anthroposophisch-heilpädagogischen Institute und versuchte, ein anthroposophisches Widerstandsnetzwerk aufzubauen. „Wie verhalten wir uns – und das gehört doch auch zu unseren Aufgaben, sonst hat Anthroposophie gar keinen Sinn, wenn wir sie nur für uns im stillen Kämmerlein uns aneignen – zu diesen großen Dingen, um so zu arbeiten, dass wir vielleicht manches verhüten können durch unsere richtige Einstellung und durch die richtigen Taten?“ (17.4.1933) In ihren letzten Lebensjahren arbeitete Ita Wegman in der Casa Andrea Cristoforo in Ascona (Tessin). Sie starb am 4. März 1943 in ihrem Holzhaus auf dem Gelände der Arlesheimer Klinik.

Peter Selg